Melitta feiert 111. Geburtstag

Magazin, 20.07.2019

Kaffee fasziniert seit Jahrhunderten: Er ist Muntermacher oder Entschleuniger. Er weckt Emotionen, Erinnerungen und Lebensgeister. Und er verbreitet aromatischen Duft, einzigartigen Geschmack und sinnliches Wohlbefinden. Die Dresdner Hausfrau Melitta Bentz war eine leidenschaftliche Kaffeetrinkerin. Sie lud gerne Gäste ein und genoss mit ihnen eine gemeinsame Tasse Kaffee. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Kaffee in Deutschland noch recht selten und man trank ihn wenig oder gar nicht gefiltert. Trotz ihrer Liebe zum Kaffee mochte Melitta Bentz den Kaffeesatz in der Tasse und den dadurch ausgelösten bitteren Geschmack gar nicht. Sie suchte nach Möglichkeiten, dies zu verändern – und kam schließlich auf eine einfache Idee: Sie durchlöcherte den Boden eines Messingtopfs und legte ein Löschblatt aus dem Schulheft ihres Sohnes hinein. Dadurch entstand der weltweit erste Kaffeefilter – und der Grundstein der heutigen Melitta Unternehmensgruppe.

Mit dieser originellen Idee veränderte Melitta Bentz den Genuss von Kaffee weltweit. Ihr Ideenreichtum, ihre Tatkraft und ihr unternehmerisches Denken waren und sind bis heute Vorbild. Mit diesem Spirit ist es der Melitta Gruppe gelungen, den Kaffeegenuss und den Gebrauch von Haushaltsprodukten in den vergangenen 111 Jahren immer wieder entscheidend weiterzuentwickeln.

 

Erste Schritte: vom Patent zur Produktion

Am 20. Juni 1908 erteilte das Kaiserliche Patentamt zu Berlin Melitta Bentz den Gebrauchsmusterschutz für den mit Filterpapier versehenen „Kaffeefilter mit auf der Unterseite gewölbtem und mit Vertiefung versehenen Boden sowie schräg gerichteten Durchflusslöchern“. Noch im Dezember desselben Jahres meldeten das Ehepaar Melitta und Hugo Bentz ein Unternehmen zur Herstellung und zum Vertrieb ihrer Erfindung beim Dresdner Gewerbeamt an. Das Startkapital: 72 Reichspfennig. Die Filterproduktion begann in der Fünf-Zimmer-Wohnung der Familie in Dresden. Während Hugo Bentz die Handhabung des Filters in Schaufenstern präsentierte, lieferten die Söhne die Ware mit Bollerwagen aus. Gleichzeitig besuchten Melitta und Hugo Bentz Haushaltsgeschäfte, Kaufhäuser und Messen und stellten dort ihre Erfindung vor. Nachdem weitere Patente angemeldet waren und die Nachfrage rasch anstieg, zog das Unternehmen 1914 in eine ausgediente Schlosserei. Mit neuen und größeren Maschinen sowie 15 Mitarbeitern stiegen die Produktionsmengen um das Mehrfache an – bis der Erste Weltkrieg alles veränderte. Hugo Bentz wurde eingezogen, zudem sperrte die Regierung die Einfuhr von Kaffee. Rohstoffe wie Papier und Pappe wurden immer knapper. Um überhaupt noch Erträge zu erzielen, stellte Melitta Bentz die Produktion auf die Herstellung von Kartons um.

 

Wiederaufnahme der Filterproduktion

Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs richteten Melitta und Hugo Bentz das Unternehmen wieder auf die Produktion von Kaffeefiltern aus. 1923 stieg Willy Bentz, der älteste Sohn, in das Unternehmen ein. Um die wieder rasant steigende Nachfrage nach Kaffeefiltern zu bedienen, arbeiteten Mitte der 20er Jahre 80 Beschäftigte in Doppelschichten. Doch auch diese Produktionskapazitäten reichten bald nicht mehr aus. Bei einer Durchreise von Dresden nach Aachen entdeckten Melitta und Hugo Bentz das Gelände einer ehemaligen Schokoladenfabrik in Minden, die ideale Bedingungen für ihre Pläne bot. Sie erwarben schließlich das 11.000 qm große Grundstück und zogen 1929 mit 55 Mitarbeitern und allen benötigten Maschinen und Werkzeugen nach Ostwestfalen um. Zeitgleich entwickelte Melitta Bentz eine völlig neue Form der Werbung: In Geschäften für Haushalts- und Küchengeräte sorgten sogenannte Vorführdamen für eine Präsentation und Vermarktung der Produkte.

 

Die zweite Generation

Als Horst Bentz, der zweite Sohn von Melitta und Hugo Bentz, 1932 in das Unternehmen einstieg, übergab Melitta das operative Geschäft immer mehr an ihre Söhne. Die Firma wurde in „Melitta Werke AG“ umbenannt; der typische Melitta® Schriftzug entstand. Neben Kaffeefiltern fokussierte sich die Produktion auf Teefilter. 1936 erhielt der heutige, spitz zulaufende Schnellfilter seine Form. Passend dazu wurde das heute als Melitta® Filtertüten® bekannte Filterpapier entwickelt. Das Unternehmen wuchs, doch der Zweite Weltkrieg machte die Produktion erneut zunichte. Die Herstellung von Kaffeefilterpapier wurde verboten, stattdessen mussten kriegsrelevante Artikel produziert werden.

 

Innovationen in Zeiten des Aufschwungs

Erst 1947 erhielt das Unternehmen wieder die Erlaubnis, Filterpapier herzustellen. Mit Zukäufen, neuen Produkten und ausländischen Niederlassungen gelangen der Wiederaufbau und ein starkes Unternehmenswachstum. Nachdem bereits 1946 Hugo Bentz verstorben war, folgte ihm Melitta am 29. Juni 1950 mit 77 Jahren. 1954 beschlossen Willy und Horst Bentz, getrennte Wege zu gehen. Während Willy Bentz die Papierfabrik Düren übernahm, führte Horst Bentz die Melitta Werke alleine weiter. In der Folge brachte das wachsende Unternehmen viele innovative Produkte auf den deutschen Markt: Der erste gemahlene und vakuumverpackte Kaffee gehörte genauso dazu wie die Alufolie als universell einsetzbare Haushaltsfolie, die erste elektronische Kaffeemaschine oder der im Lebensmitteleinzelhandel erhältliche Staubsaugerbeutel.

 

Neustrukturierung unter der dritten Generation

1981 schied Horst Bentz als persönlich haftender Gesellschafter aus dem Unternehmen aus, seine Söhne Jörg und Dr. Thomas Bentz übernahmen die Leitung des Unternehmens. Sie bildeten eine Holdingstruktur, ordneten die Geschäftseinheiten neu und errichteten Zentralbereiche, die für die Holdinggesellschaft sowie für alle Geschäftseinheiten zentrale Dienstleistungen erbrachten. Mitte der 80er Jahre gehörten zur Melitta Gruppe insgesamt 65 Unternehmen. Neben der Marke Melitta® entstanden Toppits®, Swirl® und Cilia®. 1993 trat der dritte Sohn von Horst Bentz, Dr. Stephan Bentz, als persönlich haftender Gesellschafter in die Unternehmensgruppe ein. 1996 wurde die Cofresco Frischhalteprodukte GmbH & Co. KG als Gemeinschaftsunternehmen von Melitta und DowBrands gegründet. Zahlreiche weitere Produktinnovationen wurden in den Folgejahren entwickelt. Hierzu zählten auch Melitta® Kaffeefilter mit 60 Prozent Bambusanteil oder die berühmte Doppelnaht, die die Reißfestigkeit von Melitta® Filtertüten® weiter steigerte.

 

Die vierte Generation und „Melitta 2020“

Mit Jero Bentz, dem Sohn von Jörg Bentz, ist 2011 der erste Vertreter der vierten Generation in die Unternehmensgruppe eingetreten. Zwei Jahre später löste er Dr. Thomas Bentz in der Unternehmensleitung ab. Nachdem auch Dr. Stephan Bentz aus der Unternehmensgruppe ausschied, ist Jero Bentz der einzig persönlich haftende Gesellschafter in der Unternehmensleitung. Gemeinsam mit ihm bildet Volker Stühmeier das derzeitige oberste Führungsgremium der Melitta Unternehmensgruppe. Mit dem Strategieprogramm „Melitta 2020“ stellt die Unternehmensgruppe die Weichen für ihre Zukunft. Ziel des 2014 gestarteten Programms ist es, die Effizienz und Flexibilität der Unternehmensgruppe zu erhöhen und das Unternehmenswachstum weiter zu forcieren. Neben einem Effizienzprogramm und der Neuzuordnung der Produktportfolien sind ein Ausbau der internationalen Aktivitäten sowie die Entwicklung neuer, innovativer Produkte geplant.

 

Weitere Informationen finden Sie auf www.111jahremelitta.de

 

Quelle: Melitta Group Management GmbH & Co. K

Bild 1: Vor 111 Jahren hat Melitta Bentz den sogenannten Ur-Filter sowie die Filtration mit Papier erfunden und damit den Kaffeegenuss weltweit revolutioniert. (Quelle: Melitta Group Management GmbH & Co. KG)
Bild 2: Historische Zeichnung  (Quelle: Melitta Group Management GmbH & Co. KG)

 

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